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Gibt es dafür eine Erklärung bzw. Erklärungsansätze? Bitte die Details BIS ZUM LETZTEN WORT lesen?

19 Oktober 2010 11 Comments

Ich weiß von einer Frau, die Anfang der 50er Jahre geheiratet hat. Sie war ca. 10 Jahre zuvor verwitwet und hatte zu der Zeit 2 kleine Kinder. Vermutlich haben sie von der Witwen- und der Halbwaisenrente der Kinder und evtl. Sozialhilfe gelebt. Schon kurz nach der Hochzeit mit ihrem 2. Mann hat sie entdeckt, daß der sich an ihrer inzwischen 12jährigen Tochter vergriffen hat. Trotzdem ist sie noch weitere ca. 55 Jahre bis zu ihrem Tod bei diesem Mann geblieben. Ich denke, daß finanzielle Gründe ausscheiden, da sie immerhin 10 Jahre überlebt hat. Ich würde gern verstehen, warum sie ihn nicht vor die Tür gesetzt hat.
Bitte jetzt keine Millionen von Entrüstungsstürmen posten, sonst bin ich in 3 Tagen noch am Filtern, sondern psychologisch oder sonstwie fundierte Erklärungen bzw. Erklärungsansätze. Vielen Dank.

11 Comments »

  • Schwarze said:

    Eine Sache, die ich noch nie nachvollziehen konnte, aber ein Erklärungsansatz wäre dieser: Wenn ein Mensch sich entscheidet, mit einem anderen Menschen zusammenzuleben und es kommt an’s Licht, daß dieser Mensch nicht in der Lage ist, die gemeinsame Verantwortung zu tragen und sich als Unmensch herausstellt, ist die Scham über das eigene Fehlurteil zu groß. Die Leute belügen sich selbst, verschließen die Augen vor der Wahrheit. Es ist erstaunlich, wie gut solche Abwehrmechanismen funktionieren. Die Leute wollen das Fehrverhalten des Partners und das eigene Fehlverhalten nicht wahrhaben und handeln wie ein kleines Kind: Wenn ich nicht hinschaue, ist es nicht da. Solche Muster treten bei Menschen auf, die ein extrem schwaches Selbstbewußtsein haben – solche Leute haben Probleme, ihre eigene Fehlerhaftigkeit einzugestehen, und das würden sie, wenn sie Konsequenzen ziehen würden. Sie müßten zugeben, daß sie sich geirrt haben. Das ist ein menschlicher Erklärungsansatz, der sicherlich nicht immer zutrifft, die individuellen Gegebenheiten spielen immer eine Rolle.
    -Ich weiß, das ist nicht das, was Du hören wolltest, aber ich muß es sagen: Solche Schemata sind, wenn sie solche Auswirkungen haben, verachtenswert. Wenn ein Mensch so schwach ist, daß er sein Ego über das Wohl seines Kindes stellt, hat er kein Kind verdient.
    P. S. Zudem, passend zu dem schwachen Selbstbewußtsein, tritt das klassische Verhaltensmuster von Frauen auf, die von ihrem Partner verprügelt werden: Sie haben Angst vor dem Verlassenwerden , bleiben lieber bei dem Partner, als allein zu sein – sie denken: Wenn ich so schlecht bin, daß mir das passiert, will mich doch eh kein Anderer. Und dann sind sie froh, wenn jemand da ist, selbst wenn es das Monster ist, das ihnen das angetan hat.
    Manchmal ist es auch so, daß dem Kind die Schuld an irgend etwas gegeben wird und somit unbewußt der Gedanke aufkommt „Sie hat es ja nicht anders verdient“. Unfaßbar, aber häufig vertreten. Deswegen muß man immer die Umstände betrachten – wenn man in der Lage ist, das auszuhalten, ich muß gestehen, daß ich mich damit schwertue, eine Erklärung und damit möglicherweise Verständnis für solche Menschen herbeizuführen.

  • casaling said:

    Stell Dir mal vor – diese Schande – zu dieser Zeit. Schließlich war Mißbrauch am Kinde ein Tabu-Thema und wenn eine Frau vergewaltigt wurde, dann hatte sie es bestimmt herausgefordert und nicht besser verdient. Die Wertevorstellung zu dieser Zeit war ziemlich Mannlastig.
    Wäre das an die Öffentlichkeit gekommen, wäre das Mädchen als **** verschrieen worden. Das wollte sie dem Kind sicher nicht antun und nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen.
    Besonders auf dem Dorf wäre sie dafür schief angeschaut worden, auch wenn sie als Frauen keine Schuld daran trugen.

  • Dunkelbu said:

    Ich persönlich habe keine Erklärung, aber vielleicht hilft dir das etwas weiter…Was natürlich nicht begründet, warum besagte Frau noch nach dem Auszug der Tochter bei diesem Mann blieb. Aber vielleicht ist es ein Mosaiksteinchen bei deiner Recherche.
    Gruß!
    Zitat aus http://www.gegen-missbrauch.de:
    Mütter nehmen im Inzestgeschehen eine besondere Rolle ein. Manche Forscher meinen, dass Mütter bewusst oder unbewusst über den Missbrauch bescheid wissen und das Kind durch ihre Haltung in die Rolle der Ehefrau hineindrängen, um sich selbst aus der Partnerbeziehung und den Verpflichtungen zu lösen. Andere meinen, dass es für Mütter ein Schock ist, vom Missbrauch zu erfahren und die wenigsten es geahnt oder vermutet hätten. In beiden Fällen ist die Mutter nicht in der Lage, ihr Kind vor einem Missbrauch zu schützen oder eine Beziehung zum Kind aufzubauen, in der das Kind mit allem, was es beschäftigt oder bedrückt, zu ihr kommen kann und Hilfe finden kann. Hier werden Mütter an ihren Kindern schuldig.
    Wenn der Missbrauch zur Sprache kommt, stellen Mütter sich oft auf die Seite des Täters, meistens weil sie wirtschaftlich und persönlich von ihm abhängig sind. Häufig wechseln daraufhin auch die Rollen, so dass die Mutter bei dem Kind Trost sucht und das Kind der starke, haltgebende Partner in der Beziehung wird.

  • socken said:

    hm ich denke verdrängung

  • fabrina said:

    Viele schon gegebene Antworten sind sehr gut.
    Bedenke die 50ger Jahre. Das gab es noch nicht mal das Wahlrecht für Frauen.
    Frauen sahen sich noch vielfach als Eigentum des Mannes.
    Möglicherweise hat sie ähnliche sexuelle Übergriffe in ihrer Ehe erdulden müssen.
    Damit an die Öffentlichkeit zu gehen damals – kam einer vernichtenden Bloßstellung gleich. Also gab es vielfach die sogenannten Familiengeheimnisse.
    Auch ihre Tochter wollte sie sicherlich schützen, indem am besten nichts bekannt wird.
    Ich denke den Mann vor die Tür zu setzen und sich scheiden zu lassen, war zu dieser Zeit (noch bis in die 70ger) um ein vielfaches schwieriger als heute – nahezu aussichtslos. Sie hätte genauestens begründen müssen….Ganz zu schweigen von der Beweisführung (Befragung oder Untersuchng des Kindes) und dies in männlichen Amtsstuben.
    Für Männer dieser Zeit war diese Übergriffigkeit normal, weil unter dem Teppich gehalten und stillgeschwiegen geduldet.
    Meist hatten diese männl. Amtsschimmel ähnliche Geheimnisse.
    Betrachte auch mal die Erziehung dieser Mutter in den wohl 40ger Jahren. Völlige Ergebenheit und untertan dem Manne.
    Als Alleinerziehende womöglich Sozialhilfe zu beantragen –
    meist hatten die Frauen zu dieser Zeit kaum eine Ausbildung – dieser Spießrutenlauf durchs Amt…. warum braucht sie Sozialhilfe, hätte bei ihrem Mann bleiben sollen…etc.
    Und der soziale Status als Alleinerziehende Mutter war der ganz unten. Das kannst du mit heutigen Gegebenheiten überhaupt nicht mehr vergleichen.
    Ihr Kind wäre unweigerlich auch in diesen Sog mit hineingerissen worden – in Ausgrenzung leben zu müssen.
    Also war leider Verdrängung der Weg – da keinerlei gradlinige und gesellschaftlich geachtete Möglichkeit zur Offenlegung und Trennung gegeben war.
    Wäre sie hingegen vermögend gewesen – hätten ihr wohl andere Türen offengestanden. Sie hätte sich die besten Anwälte leisten können – hätte keine finanzielle Unterstützung beantragen brauchen und durch Umzug in andere Stadt
    ein besseres soziales Umfeld schaffen können – umso leichter, wenn Sie sich zur oberen Schicht hätte zählen können.
    Doch ihre eigene Erziehung und sicher nicht vermögend aufgewachsen haben sie in die unterlegene Abhängigkeit vom Mann und der gesellschaftlichen Reglementierung gebracht.

  • Trinchen said:

    Abgesehen (kleine Korrektur: Wahlrecht für Frauen gab es) ist die Erziehung der Frau , die Konventionen der Gesellschaft, auch in den Jahren zuvor Kaiserreich, bürgerlich konservativ der Weimarer Republik und die Nazis ein Sozialisationsfaktor, der mit den Wirtschaftswunderjahren, so verfestigt wurde, wobei grade die Adenauerjahre ja die extreme Entmündigung der Frau verstärkten, daß ein kollektiver Frust der Frauen entstand.
    Aus diesen Zwängen, Jahrzehntelang geprägt ist eine Befreiung nicht möglich. Da ist die Situation, Augen zu und, ob gut und glücklich oder schlecht und unterdrückt, keine Frage mehr. In einer solchen Situation die Augen zu verschließen, ist menschlich sehr verständlich, heute zum Glück sind die Zeiten anders, das arme Kind, die arme Mutter. Opfer der Zeiten und eines perversen Lüstlings.

  • chiophan said:

    Hallo,
    ich habe einen ähnlichen Fall in der Nachbarschaft erlebt. Eine Frau erfuhr, durch Briefe, die sie in die Hände bekommen hat, dass ihre Tochter ein Verhältnis mit ihrem 2 ten Mann hat. Sie reagierte sehr verzweifelt, aber nicht darüber, dass ihre Tochter geschädigt wurde, sondern darüber, dass ihr Mann abtrünnig gemacht wurde und wollte die Tochter umbringen. Viele Gespräche, die ihr klar machen sollten, was eigentlich passiert ist, hat sie an sich abgleiten lassen.
    Sie hat den Mann behalten und die Tochter ist schnellstmöglich ausgezogen, zu ihrer Lehrstelle.
    Ich habe oft das Gefühl, dass manche Frauen ihre Töchter als Konkurrentinnen sehen und in ihrer Verzweiflung den Täter noch beschützen. Hauptsache, sie haben den Konkurrenzkampf gewonnen. Unverständlich für jeden Außenstehenden, der klar sieht, was passiert ist. Das ist so wie ich die Dinge gesehen habe, auch eine Abhängigkeit von der Meinung über Zusammenhalten in der Ehe, nach dem Motto: bis das der Tod euch scheidet. Nachbarn könnten denken, dass sie nicht in der Lage ist, ein Ehegelübde bis zum letzten Augenblick, durch alle Widrigkeiten hindurch, einzuhalten. Dann kommen die Gefühle, die mit Hass getränkt sind, dass die Tochter schuld sein könnte, was einfacher für sie ist. Die finanzielle Seite und die Angst gravierende Änderungen hinzunehmen, sind wahrscheinlich auch ein großer Aspekt. Hier zeigt sich meiner Meinung nach das Bild einer nicht ausgereiften, lebensunfähigen Frau.

  • cyberver said:

    Emotionale Abhängigkeit?

  • casperle *DRunter* begründen* said:

    Das ist kein Einzelfall und kann letztendlich befriedigend nur erklärt werden, wenn man den Charakter der Frau kennen würde.
    Oft steckt Unterwürfigkeit und die Angst vor Einsamkeit dahinter. Das zählt dann mehr, als der Schutz des Kindes und die eventuell öffentliche Blamage.
    Vielleicht hat sie es auch einfach nicht wahrhaben und korrekt realisieren können……

  • yuppiduu said:

    Hörigkeit? Da schaltet sich doch alles aus! Was anderes fällt mir dazu auch nicht ein.

  • Nina5000 said:

    Das ist eine typische Nachkriegsfrau, die alles mitmacht nur um versorgt zu sein. Auch meine Mutter war so!!!! Heute kann Gott sei Dank jede Frau auch ohne Mann auskommen! Das war früher leider nicht so. Aber das eine Mutter sich nicht vor ihr Kind stellt, kann ich nicht verstehen! Meine Mutter hat es auch nicht getan! Ich weiß nur, daß sie sehr schwach war.
    Aber das Thema habe ich nach sehr langen schweren Jahren zu den Akten gelegt. Es nützt einem auch nichts, wenn es immer wieder durchgekaut wird!

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