War die Wiedervereinigung lediglich eine wirtschaftliche Lösung?
15 Oktober 2010
11 Comments
Laut eines internen Papiers (Dr.Helmut Kohl bekannt) wie in der ersten Woche einer Sendung von Maybrit Illner erwähnt soll die DDR 1987 bereits total pleite gewesen sein. Die DDR Rentenkassen waren komplett leer. Lässt sich daraus schließen, dass die Wiedervereinigung gar keine politische Folge der Demos und Öffnung der Botschaft in Ungarn war sondern eine wirtschaftliche Lösung? D.h. das die restlichen, ehemaligen Ostblockstaaten die DDR nicht mehr mit „durchziehen“ wollten?
Nicht nur, aber hauptsächlich. Dazu kamen Spannungen zwischen der DDR und der Sowjetunion, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Erdöllieferungen waren radikal gekürzt und so richtig lief es mit dem transferablem Rubel im RGW auch nicht. Ganz sicher war die DDR pleite. Was aber nach der Wiedervereinigung kam, scheint einer der größten Kriminalfälle in der Menschheitsgeschichte überhaupt zu sein.
Hier haben sich gewissenlose Geschäftemacher, Spekulanten und Glücksritter aller Coleur unter den Nagel gerafft, was zu raffen und zu erbeuten war. Für eine symbolische Mark konnte man einen ganzen Betrieb bekommen. Hauptsache man war Wessi, konnte die große Klappe schön weit aufreißen und nicht einhalbare Versprechen zur Arbeitsplatzsicherung verkünden. Die Realität sah und sieht anders aus. Kontrollmechanismen zur Einhaltung dieser Verträge existieren ja nicht. Für eine erschöpfende Abhandlung reicht der Platz hier leider nicht aus. Ein Beispiel sei aber noch angedeutet. Warum wohl hatte bei der deutschen Justiz niemand auch nur das geringste Interesse, die von der Schweizer Justiz zum Verkauf von Leuna recherchierten Unterlagen, zu übernehmen? Kann es sein, dass da die ganz großen Ganoven am Werk waren?. Der Vorwurf, dass bewußt und gezielt mögliche Konkurenz ausgeschaltet wurde, ist nach wie vor nicht aus der Welt.
Nein,
denn die Pro-Kopf-Verschuldung war in der BRD
dreimal so hoch wie in der DDR.
BRD zum 9. November 1989: 16 586 DM
DDR zum 9. November 1989: 5 298 DM
Statistisch gesehen übernahmen die DDR-Bürger
pro Kopf 7543 DM der BRD-Schulden.
Für wen war also die Wiedervereinigung wirtschaftlicher?^^
Hinzu kommt noch, dass man den westdeutschen Alteigentümern ihre Betriebe laut Staatsvertrag nicht zurück gab.
Deshalb konnten diese tatsächlichen Besitzer im Westen
auch überhaupt nicht in ihre ehemaligen eigenen Betriebe,
welche bei der Bodenreform usw. zwangsenteignet wurden,
investieren.
Diese stehen heute fast alle leer und verfallen, sind aber „im Besitz“ von so genannten Treuhandfirmen.
Es war die unwirtschaftlichste Lösung, seit es Deutschland überhaupt gibt. In der Tat war die DDR total pleite, sie hatten kaum eine andere Möglichkeit mehr. Menschlich war es schön, das die Mauer weg kam aber aus finanzieller Sicht, ein Desaster für die Bundesrepublik. Wir merken es heute noch. Deshalb habe ich echte Probleme mit den Menschen aus dem Osten, die uns immer vor schwärmen, das sie ihre liebe Mauer wieder haben möchten. 😉 Die Bonzen drüben machten sich ein schönes Leben auf ihre Kosten. Sie wurden total vera…t. Ist bitter aber wahr! Wir bekommen die Finanzen schon wieder in den Griff, aber bis dahin müssen alle den Gürtel verd. eng schnallen. Es nervt mich nur das ewige Gemecker der alt Ossies, die immer noch nicht kapiert haben was wirklich ab lief. Die sich ungerecht behandelt fühlen. Uns gings vor dem Mauerfall nämlich ganz gut, wir hatten keine finanziellen Probleme. Danach schon!
Wie ich ex Kanzler Kohl einschätze, wollte er sich ein geschichtliches Denkmal setzen. Nicht weil er so lieb ist.
Anne
Diese Frage hier im Forum sachlich beantworten zu wollen, muss zwangsweise zu einer ungewollten und verzerrenden Kürzung führen. Über dieses Thema sind Bücher geschrieben worden, oftmals mit mehreren hundert Seiten – und eine zufriedenstellende Antwort gab es am Ende oftmals auch nicht, oder der Leser war auf Grund seiner weltanschaulich-politischen Ausrichtung mit dem Inhalt nicht zufrieden.
Ich habe mir die Mühe gemacht, und die einzelnen Beiträge aufmerksam durchgelesen, um den Trend zu erkennen; nicht um „Einigen“ zu Munde zu reden und „Anderen“ nicht attestieren zu müssen, dass sie falsch liegen.
Bei einigen Zuschriften ist Verbitterung zu erkennen, bei anderen Zuschriften Naivität und Unwissen bzw. Halbwissen. Ich denke dabei an die bösen Worte über die Besserwessis und die Jammerossis und es kam mir die Frage in den Sinn: Wie würdest Du diese Leute einordnen wollen, wenn Du Dich diesen dummen Einordnungen zu eigen machst? Gar nicht, denn diese oben genannten Beleidigungskategorien gibt es in der Wahrheit nicht! Zurück zur Verbitterung: Ich war auch oftmals verbittert über den Verlauf und das Ergebnis des sogenannten Vereinigungsprozesses. Warum, das würde hier den Rahmen sprengen, aber ich möchte damit nur den anderen Lesern mitteilen, dass mir dieses Gefühl nicht fremd ist.
Meine Meinung zur Wiedervereinigung:
Die (Wieder)vereinigung Deutschlands erfolgte auf drei Ebenen bzw. ist noch auf diesen im Prozess.
1. Auf der globalen Ebene;
2. auf der nationalen Ebene und
3. auf der Ebene des individuellen, persönlichen Bewusstseins.
Zu 1.) Die weltwirtschaftliche und politische Entwicklung gegen Ende des letzten Jahrhunderts, vordringlich in den 80ger Jahren, hatte zu einer Anhäufung von Spannungsherden geführt, die im Inferno eines 3. Weltkrieges hätten enden können. Blockübergreifend haben einige politisch Verantwortliche erkannt, jede Möglichkeit beim Schopfe zu packen, um einige dieser Spannungsherde aufzulösen. Deutschland, an der Grenze zweier militärisch hoch gerüsteter Blöcke war so ein Herd. Es lag im Interesse des Weltfriedens, so einen Unruheherd zu löschen.
Zu 2.) Die Deutsche Nation hat wie alle anderen Nationen dieser Welt, auch das Recht in Einheit und Frieden zu leben. Dabei spielt es keine Rolle, ob in der Vergangenheit im Namen Deutschlands schwere Verbrechen verübt worden waren oder an dem Deutschen Volk Verbrechen begangen wurden. Im Hinblick auf Punkt 1.) war es also ein legitimes Ziel, die Einheit in freier Selbstbestimmung zu vollenden, so wie es im Grundgesetz festgeschrieben stand. Man kann zu Altbundeskanzler Kohl stehen wie man will, aber dem Mann politische Blindheit oder Einseitigkeit vorzuwerden, wäre ungerecht. Er hat das Recht auf Irrtum, genauso wie Sie und ich. Die blühenden Landschaften, waren sein Traum, den ich auch geträumt habe und den die Leser unbekümmert auch träumen sollten. Was ist daran schlecht, einen schönen Traum zu träumen, der eines Tages wahr werden könnte?
Zu 3.) Auf dieser Ebene scheint die Wiedervereinigung noch am wenigsten gelungen zu sein. Diesen Eindruck hatte ich, als ich einige Zuschriften las. Diese Ebene ist auch die schwierigste, weil jeder Mensch einen eigenen Lebenslauf (Vita) hat. Wer in der DDR lebte, hatte eine andere Sicht der Dinge, wie der, der in der alten Bundesrepublik Deutschland lebte; er hatte andere Erfahrungen, andere Bedürfnisse, andere Freunde und andere Feinde.
Der Prozess der Wiedervereinigung ist wie eine Planierraupe über ganz Deutschland gerollt, sie hat Unebenheiten ausgeglichen, die hervorragenden Spitzen abgetragen und Hohles ausgefüllt, viele wurden ungewollt vor Tatsachen gestellt, die sie so nicht gewollt hatten, aber die notwendig waren. Da wurde nicht immer gefragt, „Ist Dir das genehm, wenn Du nun arbeitslos wirst?“ Oder: „Ist es Dir recht, das Du dem Staat mehr Geld gibst, damit Die im Osten nun endlich auch die Chance bekommen, so wie Du zu leben?
Zweifelsohne haben sich Unternehmen und einzelne Personen schamlos bereichert, zweifellos leiden heute noch Menschen unter den Folgen der ihnen aufgezwungenen Vereinigung, zweifellos wird es immer noch Ungerechtigkeiten geben. Ohne Zweifel vertraue ich darauf, dass die Leser und Mitwirkenden in diesem Forum nachdenken und erkennen: Ich kann noch dazu lernen, ich muss die Meinung der anderen achten, denn FREIHEIT IST EINSICHT IN DIE NOTWENDIGKEIT!
Ihr Michel Deutsch (Er ist ein Schelm, der Böses dabei denkt!)
Ungewoehnlich waere das sicher nicht – denn nur weniges in der Weltpolitik geschieht aus Enthusiasmus oder Idealismus. Der Hauptmotivator fuer diese Dinge ist immer in erster Linie das Geld.
Ja, das kann man so sehen. Wenn ein Staat wie die damalige DDR so schlecht mit Geld umgehen konnte, wie es damals schon einige Historiker richtig einschätzten, werden die Regierenden wohl nie zugeben, dass sie so gut wie Pleite sind. Das fehlende Geld war sicher eines der wichtigsten Auslöser der dann folgenden Entwicklung.
Und wie immer im Leben gibt es dann immer sofort jemand, der diese Notlage dankbar aufnimmt und alle möglichen politischen Gründe anführt, warum eine Wiedervereinigung kommen soll.
Man darf dabei aber auch den zweiten wichtigen Grund in dieser Sache nicht vergessen, und das war Herr Gorbatschow, ohne den die Wiedervereinigung ganz sicher nicht so schnell erfolgt wäre.
Jahrzehntelang war das Thema Wiedervereinigung ein Wahlargument aller Parteien. Der desolate Zustand der Ex DDR war bekannt, aber um das Gesicht zu waren gab es kein Zurück und man liess sich feiern, koste es was es wolle und heute noch kostet. Sind wir wirklich wiedervereint? Es ist immer noch von den neuen und alten Bundesländern die Rede insbesondere wenn es ums Geld geht.
@LOT 75 deiner These nach hätte die BRD die Grenzöffnung erzwingen müssen und die Gelder sind vom Osten zum Westen geflossen? Da muss ich etwas missverstanden haben und die Erde ist eine Scheibe!
ich als wessi und mann der 1. stunde kann dir sagen, wenn die rentenkassen leer waren und die DDR pleite war dann hatte die DDR das den westdeutschen zu verdanken, denn firmen wie QUELLE,NECKERMANN,OTTO und konsorten haben die DDR wirtschaft dermassen geschädigt das sie ja unweigerlich pleite gehen musste, denn die haben sich gesund gestossen mit Kühlschränken,Uhren, Möbel ect. für ganz kleines westgeld ….
Hätten uns die Russen nach dem Krieg nicht ausgeplündert ( die Westzonen bekamen ja Hilfe aus USA) wäre es uns im Osten auch besser gegangen …
Außerdem wäre Westdeutschland an seinen ganzen alten Autos erstickt – ohne die Wiedervereinigung ! Der Osten Deutschlands war aber auch interessant als Absatzmarkt für die West-Industrie, Versicherungsbranche, Bausparkassen … Auch ohne die Wiedervereinigung wäre es mit der westdeutschen Stärke in Europa, der Welt und dem Export bergab gegangen – sogar schneller !
Es liegt auf der Hand, dass Reagon den gesamten Osten, hauptsächlich die UdSSR, mit der Aufrüstung kaltgestellt hat, und zwar wirtschaftlich. Wenn es ökonomisch gärt, zieht der politische Faktor nach und schon haben wir die Bescherung.
Die Demos und Strassenproteste sowie die Öffnung der ungarischen Botschaft.waren nur Folgeerscheinungen zu dieser wahren Ursache, dem wirtschaftlichen Aus.
Den Rückschluss halte ich teilweise für richtig. Denke allerdings, dass diese Episode nur ein kleiner Teil eines russisch/europäischen evtl.auch russisch/deutschen Gesamtplanes war. Der grosse Vorgang dauert an. Aus meiner Sicht haben sich einige Puzzle-Teile zu einem erkennbaren Bild zusammen gefügt.
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