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Wie intolerant und herzlos ist das denn?

15 Oktober 2010 18 Comments

Heute gelesen in der Sueddeutschen:
> Erst Hausverbot, dann Strafanzeige: Am Münchner Flughafen herrscht in den Terminalhallen Ordnung. Nun geht die Betreibergesellschaft gegen einen Rentner vor, der Pfandflaschen eingesammelt hat.
Er ist 71 Jahre alt, bekommt 380 Euro Rente im Monat – und er sammelt weggeworfene Pfandflaschen, „damit ich etwas mehr Geld habe“. Früher tat er das gerne am Flughafen München. Doch die Betreibergesellschaft FMG will in ihren schicken Terminalhallen keine Armen, die zwischen all den Geschäftsreisenden und Touristen in Mülleimern kramen. Der Rentner bekam deshalb im Februar Hausverbot. Weil er das ignorierte und erneut kam, um ein paar Pfandflaschen aufzuklauben, wurde er vom Amtsgericht Erding wegen Hausfriedensbruch zu 200 Euro Geldstrafe verurteilt.
Seit zehn Jahren gehe ich zum Flughafen“, erzählte der Rentner im Prozess, zehn bis 15 Euro habe er jedes Mal eingesammelt. „Meine Einkünfte sind gering. Flaschen zu sammeln ist doch keine Straftat!“ Niemand habe sich an ihm gestört. Ganz im Gegenteil, „ich habe dort Freunde, alle respektieren mich.“
Ein Polizeioberkommissar gehört wohl nicht zu den Freunden. Am 3. Februar nahm er den Rentner mit auf die Wache und informierte einen Vertreter der FMG, dass er den Mann beim Flaschensammeln erwischt habe. „Die FMG hat festgelegt, dass sie das nicht will“, sagte der Beamte vor Gericht.
Auf den Abfalleimern stehe sogar klar und deutlich, dass auch ihr Inhalt „Eigentum der FMG“ sei. Der 71-jährige Pfandsammler erhielt umgehend ein schriftliches Hausverbot ausgehändigt. Am 30. März fand ihn der Polizeibeamte erneut beim Flaschensammeln. Und weil er „wieder keine Flugabsichten nachweisen konnte“, informierte der Polizist abermals die FMG, damit diese einen Strafantrag stellen konnte.
Der weißhaarige Angeklagte, der bei der Verhandlung in Erding in Anzug und Krawatte einen gepflegten äußeren Eindruck machte, versuchte sich vergeblich zur rechtfertigen. Er habe nicht gewusst, wie lange so ein Hausverbot gelte. Dass es tatsächlich unbefristet ist, empörte ihn. „Darf ich da nie wieder hin? Und wenn ich einen Verwandten abholen muss, darf ich auch nicht? Das ist doch eine Schande!“
Ein Flughafen-Sprecher sagte auf Nachfrage, dass am Flughafen weggeworfene Pfandflaschen nicht aussortiert, sondern nur „als Wertstoffe ordnungsgemäß recycelt“ werden. <

18 Comments »

  • Devi said:

    Als wäre es nicht schlimm genug das ein Rentner mit Flaschen sammeln sein “ Einkommen“ aufrüsten muss ( ARMES DEUTSCHLAND), ihm das dann auch noch zu untersagen, ist eine Frechheit.
    Er tut was für sein Geld. Und ich finde es nicht strafbar. Ich kann mir nicht vorstellen das er sich drum reißt das zu tun, damit er besser leben kann, das er es tun muss ist doch schon Erniedrigung genug.
    Nun ja, hier beweist sich: Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.

  • newprint said:

    Im rechtlichen Sinn ist die FMG auf der sicheren Seite.
    Der Inhalt eines Mülleimers ist immer Eigentum des Besitzers eben dieses Behälters.
    Ob dieser ältere Herr nun ein lebenslanges Hausverbot verdient hat, kann ich nicht beurteilen.
    Nun aber eine andere Sache: Wenn der Rentner auch nur 15 mal im Monat im Flughafen 15 Euro einnimmt sind das 225 Euro. Jedem Hartz 4 Empfänger würde dieser Betrag abgezogen.
    Gegenfrage: Wäre es nicht sinnvoll, bei öffentlichen Veranstaltungen oder stark frequentierten Orten intern diese Pfandobjekte zu sammeln und den Erlös einer karitativen Einrichtung zur Verfügung zu stellen?

  • Alfons said:

    „Die FMG hat festgelegt, dass sie das nicht will.“
    Was für ein geniales Argument. Wenn es doch eh niemanden geschadet hat, sehe ich es nicht ein, dass man den 71-Jährigen ein Hausverbot erteilen sollte. Wenn man so etwas macht, hat man normalerweise eh schon die verachtenden Blicke auf sich, was vielleicht in dem Fall nicht so wirklich der Fall war, aber dennoch Strafe genug sein sollte. Und das der Inhalt der Mistkübel „Eigentum der FMG“ ist, sehe ich auch als pure verar*che an.

  • Abcd A said:

    Die Firma muss um ihre Kunden bangen. Stell dir vor, dass Prinzen und Geschäftsleute, Stars und reiche Leute durch den Flughafen laufen und jemandem im „Klumpen“ ansehen, der die Flaschen sammelt.
    Der Renter kann auch draußen Flaschen sammeln, wie alle anderen Sammler auch. Es gibt beim Arbeitsamt viele Sachen, die durch Rentner gemacht werden können, um ihr Taschengeld zu verbesseren (wie Kindergarten zu reinigen, Straßenreinigung etc.)
    Den ganzen Tag auf und ab zu gehen und nur 40 Flaschen zu sammeln (in Wert von 10 €) macht 300 € im Monat. Das ist auch nicht viel!

  • Ironiesa said:

    Das ist Deutschland! Früher wäre sowas nie zur Diskussion gestanden. da hätte sich keiner aufgeregt aber Heute ist sich jeder selbst der nächste. Irgendwann wird sich diese Einstellung rächen aber solange ein paar Raffis davon profitieren wird es gemacht . Ist von der angeblich Christlichen Union gewollt und gefördert worden.Die haben uns verarscht nvon vorne bis hinten. Denkt nach.Man muß kein Einstein sein um zu kapieren ,was abläuft.

  • blauclev said:

    Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Der Rentner stellte sich nur dumm. Wer lesen kann, lässt untersagte Aktionen bleiben.
    Weggeworfene Pfandflaschen könnte er doch auch dort sammeln, wo ihm das nicht untersagt ist.
    Der alte Knabe ist einfach stur. Egal, ob er wenig Geld hat oder nicht. Er arbeitet auf die Mitleidstour.

  • Thomas said:

    Unsere Knödel und Weißwurst Seppis dachten schon immer etwas anders als der Rest der Welt! Was ist denn an Flaschen sammeln so verwerflich? Ein Freund von mir (Frührentner) macht das auch. Der geht immer zum Fußballstadion zum sammeln. Sind wir jetzt schon so weit, das man die Reichen vor den armen schützen muss? Denkt doch alle mal etwas nach!

  • Nix said:

    Tja, das ist typisch für Deutschand. Ähnliche Fälle hat es in der Vergangenheit haufenweise gegeben, nur wurde darüber nie in der Presse berichtet (wahrscheinlich weil es sich da von der Presse und Gesellschaft verhasste Obdachlose, Hartz IV Oder Grundsicherungsempfänger handelte)

  • keule said:

    ordnung…
    ist das halbe leben…
    halbe menschen…
    haben halbes leben..!

  • Wilken said:

    Rechtens ist es, das Sammeln schadet dem Bild des FJS Flughafens. Und die Betreibergesellschaft darf Hausverbote aussprechen.

  • , said:

    Vor 65 Jahren stand an der Brühlschen Terrasse noch das Schild „Für Juden verboten!“

  • Kroko 25 said:

    So sieht leider die Zukunft in Deutschland aus.
    Wie heisst es doch so schön.
    Die Kleinen (finanziell gesehen)
    gehören nicht zu den Feinen.

  • Eric said:

    Das ist nicht nur herzlos das ist traurig.Das ist die Schattenseite von Haus recht und da Prahlt unsere Empörung ab.

  • whyskyhi said:

    das ist leider normal in deutschland

  • carolus said:

    Da sträuben sich mir die Haare, wohin sind wir in Deutschland denn gekommen.

  • Gaston said:

    Herzlos! Das war auch mein erster Gedanke, als ich das gelesen habe.
    Mit der ganzen Geschichte ist es immer noch Erbsenzählerei, aber völlig korrekt und wird in allen Einkaufszentren genauso gehandhabt.
    Das Problem ist, dass er trotz des Hausverbotes weiter gemacht hat. Er hat die Sammelei verboten bekommen, mit mehreren völlig plausiblen Gründen und denooch weiter gemacht. Erst danach wurde die Sache zur Anzeige gebracht – der Richter hatte keine Chance als ihn zu verurteilen.
    Der Flughafenbetreiber hat Hausrecht und der alte Herr hat sich darum nicht gekümmert.
    Ob man das nicht anders hätte regeln können, steht auf einem anderen Blatt – andererseits kann ich die Befürchtung schon verstehen, dass bei großzügiger Handhabung plötzlich Heerscharen von Müllsammlern die Treminals durchstreifen.

  • heinz 34 said:

    Toll, 380 Euro Rente und die Miete zahlt wohl der Steuerzahler über das Sozialamt.
    Wenn der kaum was in die Rentenkasse ein bezahlt hat, ist der werte Herr wohl selber Schuld.
    Die Flughafengesellschaft hat doch vollkommen recht, dem Hausverbot geben. Schließlich ist dies auch Vorzeigehalle der Stadt – und da sind herum lungerten Typen wirklich kein schöner Anblick.
    Zudem handelt es sich um einen italienischen Staatsangehörigen – wenn es den hier nicht paßt und er sich hier an Vorschriften nicht halten will, steht es dem doch frei nach Hause zu reisen.

  • Andy Front said:

    in der ukraine sind alle viel ärmer und trotzdem gibts da kaum leute die flaschen aus mülltonnen fischen.. was sagt uns das? mein stolz ist mir wichtiger als ein paar euro… naja bin halt nicht deutsch

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